48°13‘14.3’‘N 16°21’51.2’’E
48.220630, 16.364232
Schon bevor die Zeit Gestalt annahm, sah ich es als meine Aufgabe und mein Recht, Wissen zu sammeln und zu teilen. Einmal wurde ich dafür bestraft. Ich gab all mein Wissen an die Menschen, ohne etwas zurückzuhalten. Es war meine Überzeugung, dass dies der einzig richtige Weg sei. Doch meine Strafe kam und sie wog schwer und bis heute verfolgt mich ihr Echo. Mehr noch als ich, aber litten die Menschen. Sie nahmen meine Gabe bereitwillig an und dafür wurde ihnen alles genommen.
Was ich getan hatte, tat ich aus tiefer Überzeugung und ohne Hintergedanken. Die Bestrafung fühlte sich an wie ein Akt der Willkür. Wie konnte Wissen verboten werden? Ich war verletzt, doch ich sah mich im Recht. Mir war klar die Menschenwürden mit meinem Geschenk ihre Existenz wieder aufbauen können. Und das taten sie auch, großartiger noch als ich es erwartet hatte. Für eine Zeit war die Welt in Ordnung. Alles schien meine Entscheidung nur zu bekräftigen, doch ich ahnte nicht, was kommen sollte.
Die Menschheit war noch jung und sie wuchs schneller über sich selbst hinaus, als sie es begreifen konnte. Wissen wurde vom Werkzeug zur Waffe. Mit Entsetzen sah ich wie Menschen sich gegeneinander wendeten. Auf kühne Schritte nach vor folgten schmerzhafte Rückschritte. Erst da zog ich in Betracht, dass die Bestrafung einst nicht aus reiner Willkür kam. War sie gerechtfertigt, als Versuch die Menschen zu belehren und zu warnen?
Ich schämte mich für mich selbst und für die Menschen. Vielleicht war ich vorschnell mit meinem Geschenk und habe diesen Kindern zu viel auf zugemutet, bevor sie bereit waren. Doch kann man Weisheit ebenso schenken, wie Wissen? Ich musste aus meinen Fehlern lernen und ebenso mussten das die Menschen tun.
Bis heute sehe ich Menschen oft herumirren in ihrem Streben nach Wissen und ich erkenne mich selbst wieder, die ich einst Wissen über alles gestellt hatte. Ich musste lernen, wie gefährlich Wissen ohne Weisheit ist. Wie es verzerrt und fehlgeleitet werden kann. Für jeden Menschen, wie auch für mich, ist diese Lehre, diese Weisheit, hart erkämpft und längst nicht jeder Mensch hat sie erlangt. Doch während ich älter und weiser wurde, sah ich auch viele Menschen, nicht zuletzt die Monsterjäger*innen, die in ihrer Weisheit wuchsen. Jede*r einzelne gibt mir Hoffnung, dass die Menschheit eines Tages, mein Geschenk des Wissens voll nutzen kann, ohne in die Falle zu tappen in die sie und ich selbst einst getappt waren.
So gehe nun in dich, Monsterjäger*in, und frage: Welche Fehler habe ich gemacht?
Was kann ich aus meinen Fehlern lernen?
Aus welchen meiner Fehler habe ich gelernt?
Fühle ich mich weise?